Schockiert nehmen wir den jüngsten Beschluss des Kühlungsborner Bauausschusses zur Kenntnis, worin erlaubt werden soll, dass der Edeka-Markt in West seine Fläche zu Lasten eines angrenzenden Biotops verdoppeln darf.
Wir stellen zunächst klar: es geht auch hier nicht darum, gegen einen Supermarkt-Neubau zu sein. Ein Markt mit hochwertigen Produkten, breitem Angebot, frischer Ware und vielleicht sogar mehr Bioprodukten ist grundsätzlich attraktiv. Aber der Standort ist wieder der falsche!
Die “angrenzende Wiese” ist ein Biotop mit natürlichem Bachlauf und Rückzugsort für Tiere. Alternativen für den Bau wurden nicht bedacht, weder eine teilweise Aufstockung des Gebäudes, noch ein Stelzenbau unter dem tatsächlich noch Autos parken könnten.
Es bedarf doch nur etwas gesundem Menschenverstand um zu wissen, dass man hier nicht einen Supermarkt auf 1.500 qm Verkaufsfläche sowie die Fläche des dazugehörigen Parkplatz verdoppeln kann.
Viele Befürworter verweisen auf den größeren und höherwertigen Edeka in Bad Doberan – aber der liegt am Ortsrand in einem Gewerbegebiet und versiegelt kein Biotop!
Gerade hat die SVV in ihrer letzten Sitzung den B-Plan 51 aufgestellt. Dieser hat explizit zum Ziel, weitere Versiegelung von Fläche zu verhindern und innerstädtisches Grün zu schützen. Und unmittelbar angrenzend zu diesem Gebiet soll der B-Plan Nr. 50 nun erlauben, einen Bach per Tunnel zu kanalisieren, Bäume zu fällen, das Biotop zu versiegeln und einen Mega-Markt zu bauen?
Zudem sind die vorgebrachten Argumente allesamt falsch: im zitierten Einzelhandelskonzept wird die Stärkung der ortsnahen Nahversorgungsmärkte empfohlen. Ja, auch der Standort Edeka-West ist hier genannt. Stärken ja, vergrößern aber nein. So wurde es auch im Konzept von 2015 in der SVV beschlossen. Wieder einmal wurde empfohlen, Qualität geht über Quantität.
Doch Kühlungsborn scheint unbelehrbar: Schon bei der Vergrößerung des Aldi-Marktes in Ost ist die Regionalbehörde eingeschritten, und man musste zusagen, dies sei der letzte große Supermarkt-Neubau. Und nun soll aus einem kleinen, ortsnahen Versorger ein 1.500 qm Markt werden dürfen? Kühlungsborn ist mit 2 Edekas und weiteren 6 Discountern wahrlich nicht unterversorgt.
Auch die vorgebrachten angeblichen Argumente der Befürworter, die auch in der OZ zitiert wurden, lassen einen zweifeln: wenn doch die Kunden überwiegend mit dem Fahrrad oder zu Fuß zum Markt kämen, weshalb angeblich keine weitere Belastung der Anlieger durch steigendes Verkehrsaufkommen zu befürchten ist, warum muss dann die Parkplatzfläche verdoppelt werden?
Warum kümmern sich die sich so wirtschaftsfreundlich gebenden Fraktionen unserer SVV nicht um die Ansiedlung von kleineren Einzelhandelsgeschäften und Einzelkaufleuten im echten Zentrum West rund um die Hermannstraße? Aber dieser Vorschlag, der das immer als zu ruhig beschriebene Zentrum-West qualitativ belebt hätte, wurde schon vor Jahren abgelehnt und im Gegenzug das “Filetstück” mit dem Lidl-Discounter bebaut, der natürlich den einzelnen, selbständigen Bäcker- und Metzger-Meistern oder Gemüsehändlern keine Chance mehr lässt.
Es zeigt sich in Kühlungsborn leider erneut: es gibt keine klare, strategische Linie; kurzfristige Interessen von Investoren und Bauträgern übertreffen immer das berechtigte, nachhaltige Interesse des Naturschutzes; Ausnahmen von generellen Prinzipien werden “für ortsansässige Unternehmer” immer gemacht.
Jeder Unternehmer hat ein – nachvollziehbares – Interesse, seine Geschäftsmöglichkeiten auszuweiten, wenn er ein florierendes Geschäft vergrößern kann. Es liegt aber nun einmal in der Verantwortung der Stadtvertreter und der Verwaltung, an den hierfür ungeeigneten Stellen Einhalt zu gebieten und Grenzen zu ziehen. Sonst ist unsere ehemals “grüne Stadt am Meer” ökologisch bald verloren.
Wo bleibt das Einsehen, dass “höher, schneller, weiter” unseren Ort als Lebensmittelpunkt und attraktiver, weil erholsamer Tourismus-Standort selbst in Gefahr bringt?
Warum hat man sich nicht längst um den Standort für ein Gewerbegebiet bemüht? Herr Hoffmann plant schon seit 2012 – 5 Jahre, die ungenutzt vergangen sind und nun erneut an einem unpassenden Standort das Gewerbe wachsen soll. Erst kürzlich hat die sachfremde Ansiedlung eines Kühlungsborner Unternehmers gezeigt, dass es einer langfristigen Strategie bedarf.
Und zu solch einer Strategie gehört auch der Umweltschutz-Gedanke, der leider derzeit vollkommen unterrepräsentiert ist. Eigentlich ein fortschrittlicher Gedanke, in einer Gesellschaft, die den Luxus immer mehr in Ruhe und Natur begreift.
Wir werden weiter für die Umwelt und gegen die Ausweitung des dortigen Standorts kämpfen und freuen uns auf Unterstützung aus der Bevölkerung.

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